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Die Wittelsbacher sind eines der ältesten und bedeutendsten Adelsgeschlechter Europas – über Jahrhunderte hinweg stellten sie Könige, Kurfürsten und Herzöge, u. a. in Bayern, der Pfalz, Schweden und Griechenland.

🛡️ Ursprung der Wittelsbacher (bis ca. 1200)

  • Der Name stammt von der Burg Wittelsbach (bei Aichach in Bayern), erstmals erwähnt um 1115.

  • Erster gesicherter Ahnherr: Otto I. von Scheyern, dessen Nachkommen sich nach der neuen Burg „von Wittelsbach“ nannten.

  • Die Familie war zunächst Grafengeschlecht in Oberbayern und gewann durch Heiraten und Treue zu den Staufern an Einfluss.

👑 Aufstieg zur Herrscherdynastie (1180–1623)

  • 1180: Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen erhielt Otto I. von Wittelsbach von Kaiser Friedrich I. Barbarossa das Herzogtum Bayern.

  • Die Wittelsbacher stellten fortan fast ununterbrochen die Herzöge von Bayern.

  • 1328–1347: Ludwig IV. der Bayer wurde römisch-deutscher Kaiser – einziger Wittelsbacher auf dem Kaiserthron.

  • Durch Erbteilungen entstanden verschiedene Linien, etwa:

    • Oberbayern

    • Niederbayern

    • Pfalz-Zweibrücken

    • Pfalz-Neuburg

⚜️ Kurfürsten und Königsmacher (1623–1806)

  • 1623: Die bayerische Linie wird Kurfürsten von Bayern (Aufwertung im Heiligen Römischen Reich).

  • Die pfälzische Linie erhielt ebenfalls später (1648) das Kurfürstenamt der Pfalz zurück.

  • Dynastisch geschickt: Durch kluge Heiraten wurden zeitweise auch Schweden (Karl X. Gustav) und Griechenland (Otto I.) von Wittelsbachern regiert.

  • 1777: Die bayrische und pfälzische Linie vereinigten sich nach dem Tod Max III. Josephs.

👑 Die Wittelsbacher als Könige von Bayern (1806–1918)

  • 1806: Bayern wird zum Königreich erhoben. Erster König: Maximilian I. Joseph.

  • Weitere bedeutende Könige:

    • Ludwig I. (Förderer der Künste, Gründer der Glyptothek)

    • Maximilian II.

    • Ludwig II. (Bauherr von Neuschwanstein, Herrenchiemsee etc.)

    • Otto I. (psychisch krank, nie regierungsfähig)

    • Ludwig III., der 1918 abdanken musste.

🏛️ Weimarer Republik, Drittes Reich und Exil (1918–1945)

  • Nach dem Ende der Monarchie 1918 zog sich die Familie ins Privatleben zurück.

  • In der Weimarer Zeit besaßen sie weiterhin großen Grundbesitz und Ansehen.

  • Im Dritten Reich standen sie Hitler distanziert bis ablehnend gegenüber:

    • Einige Wittelsbacher (z. B. Kronprinz Rupprecht von Bayern) gingen ins Exil.

    • 1940: Die Nationalsozialisten beschlagnahmten das Familienvermögen.

    • Einige Familienmitglieder wurden in KZ-Haft genommen (z. B. Herzog Max Emanuel in Sachsen).

🕊️ Gegenwart

  • Die Wittelsbacher existieren bis heute, ohne politische Macht, aber mit großem kulturellem Einfluss.

  • Oberhaupt: seit 1996 Franz Herzog von Bayern (*1933), kinderlos.

  • Nachfolger: sein Neffe Luitpold Prinz von Bayern, Unternehmer (u. a. „König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg“).

  • Die Familie engagiert sich kulturell, verwaltet Stiftungen und Kunstbesitz.

  • Bedeutend ist z. B. die Wittelsbacher Ausgleichsfonds, der zahlreiche Schlösser, Kunstwerke und Forstbesitz umfasst.

🧭 Besonderheiten und Einfluss

Bereich

Details

Kunst

Förderer von Museen, Künstlern (bes. Ludwig I. und II.)

Architektur

Neuschwanstein, Linderhof, Walhalla, Glyptothek

Religion

Starke Bindung zum Katholizismus

Politik

Frühe Gegner des Nationalsozialismus

Dynastie

Zweige in Schweden, Griechenland, Zweibrücken