Wie war das Freimaurertum in Bayern verbreitet in 19. Jhd.?
Einfluss am Hof des Königs und auf Leben und Kultur und Politik etc.?
Im 19. Jahrhundert war die Freimaurerei in Bayern durchaus präsent, aber sie hatte eine etwas andere Stellung als z. B. in Preußen oder Frankreich – vor allem wegen der starken katholischen Prägung des Landes und der Haltung der Wittelsbacher.
Ich gebe dir mal einen Überblick in vier Teilen: Verbreitung, Stellung am Hof, Einfluss auf Politik/Kultur und Besonderheiten im bayerischen Kontext.
1️⃣ Verbreitung in Bayern im 19. Jahrhundert
-
Frühe Logen: Die ersten Freimaurerlogen in Bayern entstanden schon im 18. Jh. (u. a. in Regensburg und München).
-
Napoleonische Zeit: Unter König Maximilian I. Joseph (r. 1806–1825) gab es eine gewisse Offenheit gegenüber freimaurerischen und aufgeklärten Ideen, teils über den Einfluss französischer Offiziere.
-
München hatte im 19. Jh. mehrere Logen, z. B. „Zur aufgehenden Sonne“ und „Eleusis des Parthenon“.
-
Im ländlichen Raum war Freimaurerei praktisch nicht vertreten; sie blieb eine städtische, meist großbürgerliche und akademische Angelegenheit.
-
Mitglieder kamen vor allem aus dem Bildungsbürgertum, dem Offizierskorps und Teilen des Adels – allerdings eher aus dem liberaleren, protestantisch geprägten Teil der Elite.
2️⃣ Einfluss am Hof des Königs
-
Katholische Monarchie: Die Wittelsbacher, insbesondere Ludwig I. und Ludwig II., hielten Distanz zur Freimaurerei.
-
Grund: Die römisch-katholische Kirche hatte Freimaurerei seit 1738 (Clemens XII., In eminenti apostolatus) verurteilt.
-
Ein katholischer König, der offen Freimaurer gewesen wäre, hätte einen Konflikt mit Kirche und konservativem Adel riskiert.
-
Einzelne Hofbeamte oder Offiziere könnten Freimaurer gewesen sein, hielten dies aber diskret.
-
Ludwig II. bevorzugte mittelalterlich-ritterliche und romantisch-katholische Orden (z. B. Georgsorden, St.-Hubertus-Orden) statt liberaler, aufgeklärter Geheimbünde.
3️⃣ Einfluss auf Leben, Kultur & Politik
-
Politik: In Bayern war der direkte politische Einfluss der Freimaurer deutlich schwächer als z. B. in Preußen oder England.
-
Zwar waren einige liberale Abgeordnete und Minister Freimaurer, aber sie bildeten keine geschlossene politische Fraktion.
-
Politische Ziele der Freimaurer in Bayern waren eher Rechtsstaatlichkeit, Bildungsförderung und bürgerliche Reformen.
-
Kultur: München als Kunststadt zog viele Freigeister an – in Theater, Musik und Architektur tauchten freimaurerische Symboliken gelegentlich auf (Säulen, Winkelmaß, allegorische Figuren).
-
Einige Komponisten (ähnlich wie Mozart in Wien) waren auch Freimaurer, was sich in Werken mit humanistisch-symbolischem Gehalt niederschlug.
-
Wissenschaft & Bildung: Freimaurer förderten naturwissenschaftliche Vereine, Lesegesellschaften und humanistische Bildungsinitiativen.
-
Gesellschaft: Freimaurerlogen boten eine Möglichkeit, Standes- und Konfessionsgrenzen zu überbrücken – allerdings war dies in Bayern durch den Katholizismus oft begrenzt.
4️⃣ Besonderheiten im bayerischen Kontext
-
Bayern war keine Hochburg der Freimaurerei wie Sachsen oder Hamburg.
-
Starker katholischer Widerstand hemmte das Wachstum.
-
Der bayerische Hof hielt Freimaurerei auf Armlänge – toleriert, aber nicht gefördert.
-
Im 19. Jh. entstanden dennoch mehrere Logen in größeren Städten wie München, Augsburg, Nürnberg (wobei Nürnberg damals zu Bayern gehörte).
-
Freimaurer in Bayern mussten sich unauffälliger verhalten als ihre Kollegen in protestantisch geprägten Regionen.
Wer im Umfeld des Königs war Freimaurer?
Freimaurerlogen in Bayern im 19. Jahrhundert
Loge „Zur Behutsamkeit“ in München
Königliche Beamte und Aufklärer wie Ludwig Fronhofer waren Mitglieder dieser Loge. Fronhofer (1746–1800) war Pädagoge, Reformer und Mitglied des Illuminatenordens. In München gehörte er den Logen „Zur Behutsamkeit“ und „Theodor zum guten Rat“ an Regionalia+1Wikipedia+2Wikipedia+2.
Johann Kaspar Aloys Reichsgraf Basselet von La Rosée
Einflussreicher bayerischer Beamter, Richter und Mitglied der Münchner Loge „Zur Behutsamkeit“ als „Meister vom Stuhl“ sowie in führender Position (Procurator, „Schottischer Vorsteher“) tätig Wikipedia. Er war außerdem im Illuminatenorden aktiv, nahm später aber Abstand davon OAPEN Library+5Wikipedia+5Wikipedia+5.
Logen in Franken (z. B. Bayreuth, Fürth, Hof)
Die Loge „Zur Sonne“ (Bayreuth) entwickelte sich im 19. Jahrhundert zur „Großen Provinzialloge“ bzw. Großloge „Zur Sonne“ (auch „Eleusis zur Verschwiegenheit“ genannt) und gründete mit Logen in Fürth und Hof eine eigene Struktur Wikipedia.
Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland
Obwohl nicht speziell auf Bayern begrenzt, spielte sie eine Rolle im überregionalen Freimaurertum. Im 19. Jahrhundert prägten Reformatoren wie Christian Karl Friedrich Wilhelm von Nettelbladt (Ritualreform bis 1832) sowie Adolf Widmann (Gründer der Literaturzeitschrift „Zirkelkorrespondenz“ 1872) den Orden Wikipedia+2en.wikipedia.org+2.
Wer aus dem Hofumfeld Ludwigs II. war Freimaurer?
Fazit: Direkt aus dem unmittelbaren Umfeld Ludwigs II. (also ab Mitte 1860er bis 1880er Jahre) sind keine Namen bekannt, die nachweislich Freimaurer waren. Folgende Punkte sind jedoch wichtig:
-
Die genannten Persönlichkeiten (Fronhofer, La Rosée) wirkten vor allem im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert – eine Generation vor Ludwig II. und der Phase seiner Regentschaft.
-
Die strikte katholische Ausrichtung des bayerischen Hofes und des Königtums schloss eine freimaurerische Teilnahme am Hof offiziell nicht aus, machte sie aber politisch unwahrscheinlich.
-
Eine systematische Logenherrschaft oder Einflussnahme durch Freimaurer in Ludwigs Hof und Regierung ist nicht dokumentiert.
Zusammenfassung auf einen Blick
Aspekt
|
Erkenntnisse
|
Münchner Freimaurerei
|
Loge „Zur Behutsamkeit“ war aktiv; Mitglieder wie Fronhofer und La Rosée waren prägende Figuren im späten 18./frühen 19. Jhd.
|
Freimaurerei in Franken
|
Großloge „Zur Sonne“ und andere Logen in Bayreuth, Fürth, Hof etablierten sich im 19. Jhd.
|
Große Landesloge (Deutschland)
|
Wichtige Ritenreformen und Publikationen von Nettelbladt und Widmann beeinflussten überregionale Freimaurerei.
|
Umfeld Ludwigs II.
|
Keine Hinweise auf Freimaurer unter seinen Ministern oder engen Beratern; Einfluss der Kirche und dynastischer Tradition hielt freimaurerisches Engagement fern.
|