Seite wählen

Berichte und Skurrilitäten rund um den Bau der Schlösser von Ludwig II. – besonders Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee. Die Projekte waren gigantisch, hochgradig individuell, und kosteten den bayerischen Staat (und Ludwig persönlich) ein Vermögen. Dennoch wurden sie nicht für Repräsentation oder Staatsgeschäfte gebaut – sondern allein zur Erfüllung von Ludwigs persönlicher Traumwelt.

🧱 I. Die Planung: Vision statt Funktion

Merkmal

Beschreibung

🏰 Alle Schlösser wurden bewusst „unpraktisch“ geplant

Keine politischen Funktionen, kein Empfangssaal für Gäste

🗺️ Architektur als Traumwelt

Linderhof: französisch-rokoko, Neuschwanstein: romantisch-mittelalterlich, Herrenchiemsee: Versailles-Imitation

🖼️ Pläne wurden ständig geändert

Ludwig intervenierte laufend mit neuen Ideen, verschob Räume, ersetzte ganze Etagen

Anekdote:
Der Architekt Eduard Riedel, erster Planer Neuschwansteins, soll gesagt haben:

„Seine Majestät ändert schneller, als wir zeichnen können.“

💰 II. Die Kosten – märchenhaft hoch

Schloss

Bauzeit

Baukosten (in Gulden / heutiger Wert)

Linderhof

1869–1886 (Fertig)

ca. 8 Mio. Gulden (~100 Mio. € heute)

Neuschwanstein

1869–1886 (unvoll.)

ca. 6 Mio. Gulden (~75 Mio. € heute)

Herrenchiemsee

1878–1886 (unvoll.)

ca. 16 Mio. Gulden (~200 Mio. € heute)

🔺 Ludwig II. verschuldete sich privat mit über 14 Mio. Gulden
🔺 Der bayerische Staat zahlte nicht direkt – aber musste später bürgen und zahlen

🛠️ III. Die Handwerker – Arbeitsbedingungen & Besonderheiten

Bereich

Besonderheit

👷‍♂️ Arbeiter

Tausende Arbeiter – oft aus Tirol, Bayern, Böhmen

🧱 Materialien

Nur edelste: Marmor, Seide, Blattgold, Porzellan – oft importiert

🔁 24h-Schichten

Um Ludwigs Wünsche schnell umzusetzen, wurde oft Tag und Nacht gearbeitet

💸 Bezahlung

Gut bezahlt – aber bei Verzögerungen auch entlassen

Anekdote:
Ein Maurerlehrling berichtete später:

„Einmal sollten wir nachts Mauern aufstellen – nur damit der König sie bei Mondschein sehen könne. Am nächsten Tag mussten wir sie wieder abreißen.“

🪟 IV. Skurrile Details aus der Bauphase

🧚‍♂️ 1. „Der Schwan war zu klein“ – Änderung der Grottentechnik in Linderhof

In der Venusgrotte ließ Ludwig ein künstliches Unterwasserlicht und einen Schwanenbootmechanismus einbauen.
Als der Schwan zu klein war, ließ er das gesamte Wasserbecken tiefer ausheben – trotz Fertigstellung.

⛏️ 2. Das Märchenschloss auf einem „falschen“ Felsen

Neuschwanstein steht auf einem steilen Felsgrat – extrem schwer zugänglich.
Ludwig bestand darauf, obwohl Ingenieure warnten:

„Majestät, die Anlieferung wird gefährlich, der Untergrund instabil.“

Ludwigs Antwort:

„Ein Schloss der Götter braucht keinen Hofplatz – nur Himmel.“

🧾 3. Die geheime Finanzierung

Ludwig verkaufte heimlich:

  • Familienschmuck

  • Staatsbeteiligungen

  • Teile seines Privatbesitzes

→ Trotzdem liehen ihm ausländische Banken (z. B. in Wien, Paris) Millionen.

Er sagte dazu:

„Für ein Königreich der Schönheit leihe ich mir jedes Morgenrot.“

🚨 V. Folgen und Krisen

  • Ministerrat protestierte 1884/85: Ludwig weigerte sich, die Baukosten zu stoppen

  • 1886: Als Ludwig ein weiteres „Grals-Schloss“ bei Falkenstein plante, reichte es den Ministern

  • → Dies war ein direkter Auslöser für seine Entmündigung

📚 Fazit:

Die Baugeschichten um Ludwig II. sind ein einzigartiges Kapitel aus Architektur, Poesie und Wahnsinn.
Er baute nicht für das Volk, nicht für Macht – sondern für seine Vorstellung von Ewigkeit.