Ludwig II gab es ein Geheimtunnelprojekt?
Es gibt tatsächlich Hinweise und Legenden zu einem „Geheimtunnelprojekt“ bei König Ludwig II., allerdings muss man hier zwischen belegten Tatsachen und romantisierter Überlieferung unterscheiden.
1. Nachweisbare Tunnelanlagen
-
Neuschwanstein: Unterhalb des Schlosses gibt es in den Felsen geschlagene Stollen und Gänge, die teilweise als Bauhilfen dienten, teilweise aber auch als mögliche Fluchtwege gedacht waren. Ob Ludwig selbst den Bau eines durchgehenden Fluchttunnels bis ins Tal aktiv plante, ist nicht eindeutig belegt – die existierenden Tunnel enden oft im Berg oder führen nur wenige Dutzend Meter.
-
Herrenchiemsee: Hier gab es ausgedehnte unterirdische Versorgungsgänge für Personal und Technik. Diese dienten aber eher der diskreten Bedienung des Königs als einem Fluchtplan.
-
Linderhof: Auch hier existieren kleinere unterirdische Gänge für die Versorgung, verbunden mit dem berühmten Venusgrotte-Areal – eher „Theaterkulisse“ als Geheimtunnel.
2. Geheime Flucht- oder Rückzugspläne
Zeitzeugen berichten, dass Ludwig II. immer wieder die Idee äußerte, sich „vor den Menschen zurückziehen“ zu wollen, und er aus Angst vor Attentaten oder Zwangsmaßnahmen angeblich Fluchtrouten in Erwägung zog.
In einem Bericht aus den 1880er Jahren wird erwähnt, dass Ludwig für Neuschwanstein den Plan hatte, einen unterirdischen Gang bis an das Ufer des Alpsees zu treiben, um im Notfall per Boot entkommen zu können. Technisch wäre das im Fels sehr schwierig und teuer gewesen – vermutlich blieb es eine Skizze.
3. Mythenbildung nach 1886
Nach seinem Tod entstanden viele Geschichten über „geheime Fluchttunnel“, teils befeuert durch lokale Führer, die Besucher damit faszinieren wollten. Manche Erzählungen verbinden diese Tunnel sogar mit seinem mysteriösen Tod am Starnberger See – was aber zeitlich und geografisch keinen Sinn ergibt.
Kurz gesagt:
-
Ja, es gab unterirdische Gänge in seinen Schlössern – teils funktional, teils inszeniert.
-
Ein kompletter „Fluchttunnel“ wie in den Legenden hat er wohl nie realisieren lassen, aber die Idee taucht in Planungen und Anekdoten durchaus auf.