Ludwig liebte die Szenen wie Gesellschaftsspiele in Venusgrotte oder Hunting Hütte. Wie kam es dazu? war das üblich oder eine besondere Marotte des Königs
Die szenischen Inszenierungen Ludwigs II. – wie Tableaux vivants in der Venusgrotte, einsame Diners mit Musik oder mittelalterliche Rollenspiele in der Jagdschlossatmosphäre – waren keine üblichen Freizeitbeschäftigungen für Monarchen, sondern Ausdruck einer sehr persönlichen, ästhetischen und innerlich motivierten Lebensform.
🎭 1. Ursprung: Kunst als Lebenswelt
Ludwig war zutiefst geprägt von:
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Richard Wagners Opernwelt – insbesondere Szenen aus Tannhäuser, Lohengrin, Parsifal
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mittelalterlicher Romantik (Minnesang, Gralsritter, Ritterkult)
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Versailles als Vorbild – vor allem die Idee des absolutistischen Hofes als Bühne
Er verstand sein Leben selbst als Inszenierung – nicht um zu beeindrucken, sondern um sich in künstlerischen Phantasiewelten zu versenken.
🕯️ 2. Venusgrotte: Tannhäuser als Bühnenraum
Die künstliche Venusgrotte am Schloss Linderhof war nicht zur Besichtigung gedacht, sondern:
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diente Ludwig als persönliche Kulisse, in der er Wagner-Szenen nacherlebte
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mit farbiger Beleuchtung, Wasserfällen, Boot, Musik (von versteckten Musikern)
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Ludwig saß dabei allein oder mit ausgewählten Dienern in einem Boot, während Szenen aus Tannhäuser inszeniert wurden
🦌 3. Jagdhütte auf dem Schachen: Hof im Gebirge
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Ludwig ließ sich dort in einer orientalisch-byzantinischen Umgebung bedienen
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Er spielte dort den einsamen König in orientalischer Umgebung
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Trug historisierende Gewänder
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Lud keine Gäste im üblichen Sinne ein – sondern agierte eher mit Hofdamen, Dienern oder manchmal inszenierten Empfangssituationen
🎲 4. Gesellschaftsspiele & szenische Feste
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Ludwig ließ bei Hofe in Linderhof und Hohenschwangau auch kostümierte Abende, Tischspiele, Mini-Theateraufführungen veranstalten – nur für sich selbst oder engstes Umfeld
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Dabei wurde z. B. ein Tableau lebender Figuren aus Lohengrin oder Rheingold inszeniert
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Er war Zuschauer, König und Teilnehmer zugleich
📜 War das eine Marotte?
Ja – im zeitgenössischen Sinne unüblich und als exzentrisch empfunden.
Aber:
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Es war keine Laune, sondern Ausdruck eines Tiefenbedürfnisses nach Schönheit, Flucht, Sinn und Identifikation
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Ludwig selbst schrieb:
„Ich will nicht, dass man mich versteht – man soll mich bewundern oder schweigen.“