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In der Frühzeit der Fotografie (ca. 1840–1920) wurden kleine Kinder – Jungen wie Mädchen – oft in auffällig ähnlicher, geschlechtsneutraler Kleidung abgelichtet. Kleidung, Frisuren und Requisiten folgten sowohl modischen Trends als auch praktischen und sozialen Überlegungen.

📸 Ab wann gab es Fotos in Ludwigs Zeit?

  • Fotografie war bereits seit den 1840er Jahren in Entwicklung.

  • Um 1860–1870 war die Porträtfotografie und Reisefotografie weit verbreitet.

  • Ludwig II. ließ selbst Porträts machen – und es existieren Fotos vom Schlossbau, seinem Hofstaat, Dienern etc.

  • Auch ethnografische Aufnahmen wurden gemacht – oft in inszenierten Settings.

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👗 Typische Kleidung kleiner Kinder auf frühen Fotos:

  1. Kleider – für Jungen und Mädchen

  • Bis etwa 5–7 Jahre trugen alle Kinder Kleider – unabhängig vom Geschlecht.

  • Dies diente der praktischen Hygiene (Windelwechsel war einfacher) und hatte Tradition seit dem 18. Jahrhundert.

  • Kleider waren meist weiß oder hell, mit Spitze, Stickerei oder Schleifen.

  • Oft weite Ärmel, Empire-Taillen oder Rüschenbesatz.

💡 Jungen wurden oft erst beim „Breeching“ (erstes Tragen von Hosen) als solche gekennzeichnet – meist um das 5. bis 7. Lebensjahr.

  1. Schuhe und Strümpfe

  • Kinder trugen Knöchelstiefel oder weiche Lederschuhe.

  • Dazu lange Strümpfe, meist weiß oder schwarz.

  • Barfußfotos waren eher ländlich oder für Babybilder typisch.

  1. Frisuren

  • Locken waren Standard – für Mädchen und auch für kleine Jungen.

  • Besonders beliebt waren Ringellöckchen oder sogar Schulterhaarlänge.

  • Jungen bekamen nach dem „Breeching“ oft einen Kurzhaarschnitt.

 

 

  1. Accessoires und Requisiten

  • Spielzeug (z. B. Holzpferde, Puppen, Rasseln)

  • Blumensträuße oder Stühle zur Stabilisierung

  • Manchmal sind versteckte Mütter im Bild, die das Kind halten („hidden mother“ photography).

  • Taufkleider waren besonders lang, weiß und reich verziert.

📷 Zeitlicher Wandel:

Epoche

Besonderheiten

Daguerreotypie (1840er–50er)

Steife Posen, Kinder wirken oft ernst (lange Belichtungszeit!)

1860–1880

Aufwändige Kleidung, Studiohintergründe, erste Versuche von Gruppendarstellungen

1890–1910

Aufkommen der Amateurfotografie, freiere Kinderdarstellungen, Rollenspiele

Ab 1920

Deutlichere Geschlechtertrennung bei Kleidung, kürzere Kinderkleider, Hosen für Jungen ab Kleinkindalter

📌 Fazit:

Frühe Kinderfotografie spiegelt den Zeitgeist zwischen bürgerlicher Repräsentation, praktischen Erfordernissen und einem noch wenig individualisierten Kinderbild. Erst im 20. Jahrhundert wurde Kindermode altersgerechter und funktionaler, und Fotos wurden auch spielerischer und intimer.